Larenz, Rudolf (2011) PHYSIK – ENTFREMDUNG VON ANSTATT HINFÜHRUNG ZUM SCHÖPFER? ROCZNIKI TEOLOGII MORALNEJ (English original published), 3(58) . pp. 5-37. ISSN 2081-1810
Abstract
Die religiöse Haltung vieler Physiker ist atheistisch oder agnostisch. Diese Haltung wird von der Ambivalenz von Interpretationen der mathematischen Theorien in der Physik gestützt, jedoch nicht verursacht. Diese Interpretationen sind deshalb nötig, weil die Beziehung der Mathematik zu materiellen Dingen unbekannt ist, weshalb sie auch nur hypothetisch und erfolgsorientiert sein können. Es gibt also nur ein praktisches Wissen über die erfolgreiche Anwendung von Mathematik in der Physik. Zusammen mit der hypothetisch-deduktiven Denkart der Mathematik definiert dies das der Physik eigene erkenntnistheoretische Klima. Dazu gibt es als Hintergrundfaktor seit Jahrhunderten eine metaphysische Komponente in Form eines Naturbegriffs, der inhaltlich vom Schöpfungsbegriff abgekoppelt ist. Beides legt mentale Deformierungen der erfahrenen Realität zwecks Anwendung der Mathematik nahe und bestimmt so das geistige Klima in der Physik. Damit entfremdet es sich immer mehr vom geistigen Klima, welches von der alltäglichen Erfahrung mit ihren Evidenzen erzeugt wird, und damit zugleich vom erkenntnistheoretischen Klima, das von der christlichen Offenbarung hinsichtlich der wahrnehmbaren Welt erzeugt und bestätigt wird. Die geistige Welt und das Leben eines Christen, der Physiker ist, erscheinen so wie ein Fremdkörper in seiner professionellen Umwelt.
Die Moralität der beruflichen Handlungen eines Physikers wird mit Hilfe zweier Unterscheidungen analysiert. Zunächst, ob ein Physiker die Physik als ein Feld professioneller Handlungen wie viele andere versteht oder als Quelle einer physikalistischen Weltanschauung. Die zweite Unterscheidung betrifft die beiden Wirkungen einer professionellen Handlung eines Physikers: jede solche Handlung hat ihr spezifisches Objekt, und sie trägt zugleich und untrennbar zur Erhaltung des erkenntnistheoretischen Klimas in der Physik bei. Jede professionelle Handlung eines Physikers, die hinsichtlich ihres Objektes, ihrer Absicht und ihren Umständen moralisch gut ist, ist moralisch zulässig, wenn sie im Horizont der Berufsausübung und nicht im Horizont einer physikalistischen Weltanschauung geschieht. Diese Situation ist prekär. Daher ist es angebracht zu untersuchen, ob eine Reform der Standards der Physik von innen heraus möglich ist. Es scheint, dass die erwähnten Deformierungen geradewegs zu einem Ansatz für eine derartige innere Reform führen. Die Reichweite dieses Ansatzes kann jedoch noch nicht abgeschätzt werden. Überraschenderweise ziehen gängige Ansichten über das Verhältnis von Theologie und Physik (I.G.Barbour, M.Heller, Th.F.Torrance) keinerlei innere Reform der Physik in Betracht. Vielmehr unterstützen sie unkritisch einen Zuwachs des Einflusses der Physik auf die Theologie.
Item Type: | Article |
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Additional Information: | This text is the translation from English into German of the article PHYSICS – 'ALIENATION FROM' INSTEAD OF 'ORIENTATION TOWARDS' THE CREATOR? in this deposit |
Uncontrolled Keywords: | Physik – Mathematisierung - Erkenntnistheorie – voluntarium indirectum – Atheismus – Inkulturation |
Subjects: | Q Science > QC Physics > QC00 Physics (General) B Philosophy. Psychology. Religion > BT Doctrinal Theology |
ID Code: | 403 |
Deposited By: | Dr. Rudolf Larenz |
Deposited On: | 22 Apr 2020 16:23 |
Last Modified: | 06 Feb 2021 14:42 |
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